Portrait: Karl-Heinz Rummenigge

Der Machtmensch in edler Rüstung

Verstärkt plädiert Karl-Heinz Rummenigge beharrlich für einen Videobeweis in der Fußball-Bundesliga. Im Kampf darum, liefert der Vorstandschef von Bayern München Vorschläge und hält damit die Diskussion dieses technischen Hilfsmittels aufrecht.

By Nationaal Archief, Den Haag_CC BY-SA 3.0 nl

Foto: By Nationaal Archief, Den Haag. Licensed by CC BY-SA 3.0 nl

Karl-Heinz Rummenigge, der gebürtige Lippstädter (Baujahr 1955), der von 1974 bis 1984 erfolgreich im Sturm des FC Bayern kickte, steht auch weiterhin im Sturm. Weiterhin für den Münchner Fußball-Club. Nach seinem Ausflug zu Inter Mailand und zum Schweizer Verein „Servette Genève“, wo er 1989 seine internationale Karriere beendete, kehrte der 95fache Nationalspieler ins Nest zurück. Böse Zungen behaupten, ihm wurde sein Posten zugeschanzt. Und als guter Spieler, der in seiner Laufbahn so einige Titel erreichte, war auch der Posten entsprechend hoch. 1991 zum Vize-Präsidenten seines Clubs ernannt, folgte 2002 die Wahl zum Vorstandsvorsitzenden.

 

 

Killer-Kalle – kühles Kalkül

Der rational agierende Geschäftsmann ist ein kühler Analytiker. Den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Killer-Kalle“, wie er in seinem Umfeld genannt wird, nimmt man ihm schnell ab.

Während Uli Hoeneß in der ehemaligen Doppelspitze des FCB den Spagat zwischen Geschäftsmann und menschlichem Bauchmensch schaffte, handelt Rummenigge stets mit Kalkül. Von seinen Zielen lässt er sich nicht abbringen. Zu Beginn seiner „passiven“ Bayern-Karriere machte er „meckernd“ von sich Reden. Er ließ zum Beispiel keine Gelegenheit verstreichen um anzuprangern, dass die Bundesliga vergleichsweise wenig Geld mit der TV-Vermarktung erziele. Ganz anders als die anderen Europäischen Ligen. Er scheut sich nicht anzuecken, wenn es seinen Zielen dient. Aber er eckt auf eine glatte, seriöse Weise an. Fast schon monarchisch. Diesen Status unterstreicht, der stets perfekt gekleidete, FCB-Boss mit seinem Privatdomizil in Grünwald. Dorthin lädt er auch gerne ein, wenn es um wichtige Entscheidungen „seines Vereins“ geht.

Foto: Michael Lucan, 06.02.2015, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de

Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de

Seine edle, wenn auch starre Rüstung passt zu seinem meist strengen Gesichtsausdruck. Der solide Geschäftsmann, der seit den 70ern mit seiner Martina verheiratet ist und mit ihr fünf Kinder hat, lässt sich nicht in die Karten schauen. Entgleisungen und Wutausbrüche, wie man sie von Uli Hoeneß kennt, gibt es bei Karl-Heinz Rummenigge nicht. 2007 erhielt er sogar den Bayrischen Verdienstorden. Die Ohrfeige, die er 1984 einem Spieler des Erzrivalen 1860 München verpasste, blieb ein Einzelfall. Die Rote Karte auch. Diese verteilt er heute eher. Oder zumindest Gelbe Karten. Er kämpft immer und unerbittlich für einen „fairen und seriösen“ Fußball. Dafür hat er schon einige Male herbe Kritik an Ex-FIFA-Präsident Josef Blatter geäußert. Aber diese Machenschaften stehen auf einem anderen Blatt.

Edel aber nicht immer Ehrenhaft

Keine Rote Karte aber eine Vorstrafe gab es im November 2013 für Herrn Rummenigge. Laut dem damaligen Bericht des „Focus“ wurde der Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung akzeptiert und eine viertel Million Euro gezahlt. Ball, nein Stein des Anstoßes waren zwei Rolex-Uhren, im Wert von ca. 100.000 Euro. Diese „gebrauchten Geschenke“ eines Freundes aus Katar, hatte der Reisende im Gepäck, als er die fällige Einfuhr-Umsatzsteuer von 19% ignorierte. Dabei sollte sich der ehemalige Banklehrling mit Zahlungen doch auskennen. Diese Ausbildung beendete er – dem Fußball zuliebe – jedoch nie. Das Verfahren dagegen schon. Das Urteil wurde dennoch rechtskräftig.

Herr Vorsitzender

Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de

Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de

 

Kräftig „mitmischen“ kann Kalle, wenn es um die Interessen seines FC Bayern geht – auch europaweit. Ihm unterliegen die Bereiche Unternehmenssteuerung und –kommunikation, die Vertretung der nationalen und internationalen Gremien und sowie die Koordination mit dem Aufsichtsrat und innerhalb des Vorstandes. Auch die Medienrechte fallen in sein Aufgabenfeld. Hohes Ansehen genießt er als Vorsitz der European Club Association (ECA), den er seit 2008 begleitet. Seit 2015 auch in der UEFA-Exekutive.

Der neue Patron des FC Bayern

Nachdem Uli Hoeneß den FC Bayern „verließ“, wurde der Posten des Patrons schlagartig frei. Wer soll ihn besetzen. Karl-Heinz Rummenigge ist im Vergleich des rauen aber fürsorglichen Wurstfabrikanten bei den Fans nicht sonderlich beliebt. Diese Meinung zu ändern, dürfte eine seiner größten Herausforderungen werden. Auch dieser Aufgabe wird er sich stellen. Vielleicht mit unterstützender Beratung aus dem „Off“. Aber ohne Hoeneß und Beckenbauer, der ehemaligen „Troika“, ist Karl-Heinz Rummenigge nun DAS Gesicht, des FC Bayern München.

Rummenigge, Rummenigge…

Die „älteren“ Fußball-Fans werden sich vielleicht erinnern, dass der einst beste Stürmer Europas ein großer Sympathie-Träger war und sogar besungen wurde. Von einem Gesangsduo aus England, die Mitte der 80er Jahre mit „ Rummenigge“ ihren einzigen Nummer-1-Hit landeten.

Schreibe einen Kommentar